Das Erneuerungsprojekt glänzt mit inneren Werten sowie hoher Funktionalität. Das äussere Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Gebäudes bleibt erhalten, es öffnet sich jedoch neu gegenüber dem Stadtpark und wird im Untergeschoss nachhaltig angepasst.

Das Projekt zur Erneuerung des Kunstmuseums erfüllt alle Kriterien für einen zeitgemässen Museumsbau und einen effizienten Museumsbetrieb. Es ist kein Prestigeprojekt, sondern glänzt mit inneren Werten und passt gerade deswegen sehr gut zu St.Gallen. Das Projekt ‘Rita, Sue and Bob too’ von PARK Architekten, Markus Lüscher gewann 2012 den Architekturwettbewerb, weil seine funktionalen Lösungen überzeugen und es sehr behutsam mit der historischen Bausubstanz und dem Stadtpark umgeht.

Foto: Valentin Jeck

Foto: Valentin Jeck

Die wesentlichen Aspekte des Projekts sind:

  • Das Niveau des Untergeschosses wird um 1.5 Meter abgesenkt. Damit entstehen im UG neue zeitgemässe Ausstellungsräume, die eine notwendige Ergänzung zu den historischen Räumen im EG und OG sind.
  • Das Gebäude wird endlich barrierefrei. Es ist unverantwortlich, dass im Jahr 2020 Besucherinnen und Besucher mit Mobilitätseinschränkungen nicht selbstständig und nur durch die Anlieferung ins Gebäude gelangen, wo sie sich wiederum nur mit dem Warenlift und in Begleitung des Personals zwischen den Geschossen bewegen können.
  • Das Gebäude wird endlich klimatisiert. Eine Anforderung, die seit 20 Jahren zum Standard eines jeden Kunstmuseums gehört und die den Besucherinnen und Besuchern sowie den Kunstwerken zugutekommt.
  • Der sogenannte Annex Süd (heutiges Café) wird gegen innen (also von aussen nicht sichtbar) vergrössert und zum Stadtpark hin geöffnet. Es entstehen dadurch ein neues Portal und eine öffentliche Begegnungszone unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums. Die darüberliegende Plattform wird mit geringen Mitteln ebenfalls als sonnendurchflutete Piazza nutzbar.
  • Der sogenannte Annex Nord (heutiger Vortragssaal) wird gegen innen vergrössert und unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums für externe Veranstaltungen für mindestens 200 Personen nutzbar.
  • Mit einer geringfügigen unterirdischen Erweiterung im Westen (unter dem Haupteingang) werden neue Nebenräumlichkeiten für Besucherinnen und Besucher geschaffen (Garderoben, WC-Anlagen). Mit einer grosszügigeren unterirdischen Erweiterung im Osten (Richtung Historisches und Völkerkundemuseum) entstehen eine funktionale Anlieferung für Kunstwerke und genügend grosse Räume für Werkstatt, Zwischenlager und Grafikdepot. Beide Erweiterungen sind von aussen nicht sichtbar und für den Museumsbetrieb dringend notwendig.

 

In kurzen Animationen werden einige wesentliche Aspekte des Projektes erläutert:

Die Transformation im Untergeschoss, Teil 1: Absenkung und neues Raumprogramm

 

Die Transformation im Untergeschoss, Teil 2: Absenkung, Erweiterung und Sanierungsbedarf

 

 

Es gibt verständlicherweise sehr viele Fragen zum Projekt. PRO Kunstmuseum versucht die Wichtigsten im Folgenden zu beantworten. Wenn Sie darüberhinaus Fragen haben, kontaktieren Sie uns bitte unter pro-kunstmuseum@kunstverein.sg.

Kurz und bündig:

  • Personen mit Mobilitätseinschränkungen haben keinen selbstständigen Zugang ins Gebäude und können sich im Gebäude nicht selbstständig bewegen. Es gibt keine behindertentauglichen WCs im Besucherbereich.
  • Absenkung der beiden Seitentrakte, Risse im Mauerwerk innen und aussen.
  • Durchfeuchtetes Mauerwerk im UG, deutliche Geruchsimmissionen, Schäden an Mauerwerk und Innenausbau.
  • Immer neue undichte Stellen im Dach, Gefahr von Schäden am Mauerwerk im Dachgeschoss und Feuchtigkeit in Ausstellungsräumen.
  • Herabfallende Fassadenelemente
  • Keine Klimatisierung, daher ständig steigende Temperaturen und häufige Reklamationen von Besucherinnen und Besuchern.
  • Massive Energieeinträge durch Halogenbeleuchtung und durch Fenster, die aktuelle Klimaanforderungen nicht erfüllen
  • Beginnende Auflösung der Natursteindecken der beiden Annexbauten.
  • Fluchtwege, die nicht mehr den feuerpolizeilichen Auflagen entsprechen.
  • Gebäudetechnik, die am Ende ihrer Lebensdauer angelangt ist und für die Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind. Bei Ausfällen muss das Museum temporär geschlossen werden.

Der sogenannte Kunklerbau (erbaut 1877 vom St.Galler Architekten Johann Christoph Kunkler) wurde 1987 zum letzten Mal grundlegend erneuert und damals als gemeinsames Haus für Kunst- und Naturmuseum wiedereröffnet. Seither sind 33 Jahre vergangen und viele wesentliche Bestandteile des Gebäudes müssen dringend saniert werden.

Gleichzeitig haben sich die Anforderungen an Kunstmuseen seit den 90er Jahren so stark verändert wie nie zuvor. Funktionale und grosszügige Ausstellungsflächen, geschützte Anlieferung für Kunstwerke, Klimatisierung, Sicherheitsanlagen, Besucherangebote (Café, Shop, Lounge, Veranstaltungen etc.) und eine barrierefreie Erschliessung sind nur die wesentlichsten Erwartungen von Besucherinnen und Besuchern sowie den Leihgeberinnen von Kunstwerken (Galerien, Sammlerinnen und Sammler, andere Museen).

Der Kunklerbau erfüllt aktuell die Anforderungen der 80er Jahre. Kein anderes vergleichbares Kunstmuseum in der Schweiz und im nahen Ausland ist auf dem Niveau der 80er Jahre stehen geblieben. Ohne rasche Erneuerung wird das Kunstmuseum in den nächsten Jahren dramatisch an Attraktivität und Vertrauenswürdigkeit einbüssen. Es muss mit Schliessungen während Hitzeperioden und auf Grund von baulichen Mängeln gerechnet werden.

Ja. Vollumfänglich. Obwohl in den Rahmenbedingungen des Architekturwettbewerbs von 2012 wesentlichen Aspekte ausgeklammert waren, wurden in der Überarbeitung zwischen 2017 und 2019 alle wichtigen Anforderungen an einen modernen Museumsbetrieb erfüllt.

Das Projekt erfüllt aber nicht nur die Anforderungen an ein zeitgemässes Museum, sondern löst auch alle Probleme, die durch den langen Aufschub des Gebäudeunterhalts entstanden sind.

2012 ging ‘Rita, Sue and Bob, too’ von PARK Architekten, Markus Lüscher als Siegerprojekt eines Architekturwettbewerbes hervor. In den allgemeinen Feststellungen der Jury sind die wesentlichen Aspekte des Projektes wie folgt zusammengefasst:

  • Der Abbruch der Rampe in das Untergeschoss und des modularen Einbaus im Osttrakt.
  • Die Absenkung des Bodenniveaus des Untergeschosses für eine angemessene Raumhöhe.
  • Der Erhalt der beiden Annexbauten im Untergeschoss.
  • Die Nutzungsflexibilität bzw. Nutzungsneutralität der neuen Ausstellungsräume.

Auszug aus dem Jurybericht von 2012:
«Mit wenigen Mitteln ist den Verfassern des Siegerprojektes eine Synthese unterschiedlicher Epochen gelungen. Respekt und Akzeptanz gegenüber dem Vorgefundenen sind die zentralen Themen ihres Entwurfes. Er gewinnt seine Identität durch eine einzige Massnahme, die Unterstockung des Hauptbaus. Der Aufwand ist darauf konzentriert, dem bis jetzt als Naturmuseum konzipierten Untergeschoss ein eigenes Gesicht zu verleihen, ohne dabei den darüber lastenden Kunklerbau ausser Acht zu lassen. Dabei ist es wichtig, dass die Räume durch ihre Proportionen, ihre lichten Höhen und ihren Charakter als Abfolge wahrgenommen werden können.»

Wie bei jedem grösseren Bauvorhaben gab es zu Beginn der Überarbeitung intensive Diskussionen und auch unterschiedliche Positionen. Diese Differenzen sind bereinigt und im Februar 2020 haben die Vertreter des Kunstmuseums und der Stadtverwaltung mit ihrer Unterschrift auf der sogenannten ‘Bestellung’ die Umsetzung des Projektes gutgeheissen.

Die aktuelle Grobplanung geht von 37.6 Millionen Franken Projektkosten bei einem Kostendach von 40.7 Millionen Franken aus. Im Kostendach enthalten sind allerdings bereits eine Reserve von 6.2 Millionen und sogenannte Bauherrenleistungen von 1 Million Franken. Des Weiteren sind im Projekt Sanierungsarbeiten in der Höhe von 5 Millionen eingerechnet, die seit dem Architekturwettbewerb aufgeschoben wurden. Die Kosten, die gemäss Grobplanung durch die eigentliche Erneuerung verursacht werden, liegen also bei 28.5 Millionen Franken:

Kurz nach dem Architekturwettbewerb schätzten die Architekten die Projektkosten auf 22.1 Millionen Franken. Die Kostensteigerung um 6.4 Millionen (+29%) auf die oben gezeigten 28.5 Millionen Franken ist verursacht durch neue Brandschutzvorschriften (u.a. ein zusätzliches Treppenhaus), die Klimatisierung und die angepassten unterirdischen Erweiterungen. Sie basiert also auf gesetzlichen Vorgaben und auf Anforderungen des Museumsbetriebes, die im Architekturwettbewerb nicht berücksichtigt wurden.

Die Stadt, der Kanton und Dritte.

Das Finanzierungsmodell sieht diese drei Parteien mit ungefähr gleichen Anteilen vor. Das ist eine einmalige Chance für die Stadt. Man kann heute davon ausgehen, dass die Stadt rund 15 bis 18 Millionen Franken aufwenden muss, von denen 4.5 Millionen bereits im Juli 2017 zurückgestellt wurden.

Bei einer Verschiebung um fünf Jahre besteht die Gefahr, dass dieses Finanzierungsmodell in Frage gestellt wird. Die Stadt müsste dann deutlich mehr bezahlen oder die Erneuerung müsste gestrichen werden – mit unabsehbaren Folgen für das Museum.

Dieses Risiko besteht. Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten dieses Risikos kann heute niemand sicher beurteilen.

Über die Verfügbarkeit der kantonalen Mittel in fünf Jahren entscheidet letztendlich das Kantonsparlament.

Ob Dritte in fünf Jahren noch Interesse an einer Finanzierungsbeteiligung haben, ist sehr unsicher. Entscheidend für eine solche Beteiligung sind folgende Faktoren:

  • Das Projekt muss einen klar erkennbaren Mehrwert bieten.
  • Die Projektpartner müssen verlässlich sein.

Das Projekt hat einen klar erkennbaren Mehrwert gegenüber der heutigen Situation.

Über die Verlässlichkeit entscheiden Stadtrat und Stadtparlament. Ein erster wichtiger Schritt dazu wäre die Genehmigung einer Projektierungsvorlage.

Es ist schwierig, über Kosteneinsparungen Auskunft zu geben, wenn es noch nicht einmal eine verlässliche Kalkulation des Projektes gibt. Die bisherigen Zahlen stammen aus Grobschätzungen. Für verlässlichere Zahlen muss eine ordentliche Projektplanung durchgeführt werden, für die es einen Projektierungskredit benötigt. Ein mögliches Einsparpotential kann erst im Rahmen einer ordentlichen Projektplanung eingeschätzt werden. Genau diese wesentliche Entscheidungsgrundlage soll nun um weitere 5 Jahre verschoben werden.

Das Projekt basiert nicht auf einem Wunschkonzert der Direktion, sondern orientiert sich ausschliesslich an machbaren und sinnvollen Lösungen, wie sie in allen (!) vergleichbaren Kunstmuseen der Schweiz und im nahen Ausland bereits seit vielen Jahren Standard sind. Das erneuerte Kunstmuseum wird kein Prestigebau sein.

Das mag technisch möglich sein, eine Erneuerung in Etappen führt jedoch zu deutlich höheren Kosten, zu überlangen Bauphasen, häufigen Schliessungen des Museums und letztendlich zu einem architektonischen Flickwerk. Daher ist dieses Vorgehen klar abzulehnen.

Das ist sehr unsicher. Das Projekt ist im Jahr 2025 (dem Neustart der Planungsphase bei einer Verschiebung) dreizehn Jahre alt und niemand weiss, wer von den heute Beteiligten dann noch verfügbar sein wird. Die Anforderungen an Gebäudetechnik und -sicherheit sowie den Museumsbetrieb werden weiter steigen. Die Kosten ebenfalls.

Bei einer Verschiebung muss der Kunklerbau bis 2029 betriebsfähig bleiben. Das geht nur mit Zwischensanierungen (Dach, Entfeuchtung Mauerwerk, technische Anlagen, Fassadenelemente, Fenster, Lastenlift, etc.). Diese Arbeiten werden etliche Millionen Franken kosten und es ist davon auszugehen, dass das Museum dafür geschlossen werden muss.

Eine Verschiebung ist finanziell unvernünftig und für den Betrieb des Museums eine Katastrophe.

Im Stadtpark wird es keine Eingriffe geben. An der Ostseite des Kunstmuseums (in Richtung Historisches und Völkerkundemuseum) wird die jetzige Anlieferung zurückgebaut und re-naturalisiert. Die Stadt erhält also ein Stück Stadtpark zurück.

Es wird von einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren ausgegangen (Stand Sommer 2020).

Ja. Ein Betrieb während der Bauphase ist ausgeschlossen. Es wird in dieser Zeit jedoch vielfältige alternative Angebote geben, damit die bildende Kunst in St.Gallen weiterhin erlebbar bleibt.